Grußadresse S.K.H. Herzog Franz von Bayern anlässlich des 200-jährigen Jubiläums Griechenlands
Die Rufe nach Freiheit und Unabhängigkeitfür einen eigenen griechischen Staat nach Jahrhunderten der Herrschaft der Osmanen wurden in München unter König Ludwig I. von Bayern Anfang des 19. Jahrhundert durchaus gehört. So unterstützte Ludwig I. den griechischen Freiheitskampf seit 1821 durch die Ausbildung von jungen Griechen in München ebenso wie durch finanzielle Hilfen aus seiner Privatschatulle. Von seiner Begeisterung für die griechische Antike zeugen noch heute in München viele Bauten und die Sammlungen griechischer Kunstwerke. Schon 1829 überließ er die St. Salvatorkirche der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde.
Für Ludwig I. und für seine Begeisterung für Hellas war es gewiss ein Höhepunkt, als sein zweitgeborener Sohn Otto 1832zum König von Griechenland bestimmt wurde und 1833 in Nauplia an Land ging. Mit ihm kamen Verwaltungsbeamte, Militärs und weitere Experten, ohne die ein Staatsaufbau nicht zu bewältigen gewesen wäre, zumal der König erst 18 Jahre alt war. Leider waren sich die Griechen und die europäischen Mächte nicht bewusst gewesen, welche enormen Schwierigkeiten die Errichtung eines liberalen, modernen Staates aus dem Nichts heraus bereiten würden. Das Scheitern der Regentschaft Ottos 1862 war dann eine direkte Folge dieser Probleme. Nach seiner Rückkehr nach Bayern behielt König Ottojedoch eine starke innere Verbindung zu seiner zweiten Heimat und setzte auch seine finanzielle Unterstützung fort. Seine letzten Worteauf dem Sterbebett – so wird berichtet – sollen „Griechenland, mein Griechenland, mein liebes Griechenland“ gewesen sein.
Die besondere Beziehung zwischen Griechenland und Bayern ist aber trotz des damaligen Scheiterns bestehen geblieben. Noch heute scheint mir die Kultur und die Demokratie der griechischen Antike besonders in Bayern historisch wirksam und stilbildend zu sein. Meine Familie pflegt noch heute eine lebendige und persönliche Beziehung nicht nur zur Griechisch-Orthodoxen Kirche.
Darüber hinaus verbinden mich beste Erinnerungen an etliche Besuche und Aufenthalte in Griechenland und dessen Inselwelt. Aus vielen Begegnungen mit den sehr gastfreundlichen, fröhlichen und zugewandten Menschen dort haben sichandauernde Freundschaften entwickelt.
Diese historisch gewachsene Beziehung ebenso wie die persönlichen Beziehungen sind jeweils ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig der Austausch zwischen Staaten und den Menschen untereinander für die Güte und Dauer einer Beziehung sind. Und so ist zu hoffen, dass immer wieder neue Anknüpfungspunkte gefunden werden, um die besondere Beziehung zwischen Griechenland und Bayern fortzusetzen und zu erneuern.
Sehr gerne möchte ich dem griechischen Staat zu seinem 200. Jubiläum herzlichst gratulieren und allen Menschen dort für die Zukunft alles Gute wünschen.